Whistle Down the Wind
Joan Baez veröffentlicht ihr (vielleicht) letztes Album
Von Nikolaus Birkl
Joan Baez – die klare Stimme der frühen Friedensbewegung, die Woodstock-Ikone, an der Seite von Martin Luther King auf dem Washingtoner Marsch, Partnerin von Bob Dylan und Steve Jobs, die Unbeugsame, die Entdeckerin vergessener Folksongs, 2017 aufgenommen in die Rock and Roll Hall of Fame usw. usw.. Die meisten kennen ihre klare Stimme, die fließend englisch und spanisch singt, seit 1960 ist sie aus der Folk-, Folkrock- und auch Gospel-Szene nicht mehr wegzudenken. Man denke nur an „The Night They Drove Old Dixie Down“ oder „Gracias a la vida“ … .
Diese wunderbare Musikerin hat am 2. März 2018 im Alter von 77 Jahren ihr nach eigener Darstellung letztes Album „Whistle Down the Wind“ veröffentlicht und es ist so wundervoll und ergreifend wie nahezu alle (mehr als) dreißig LPs zuvor. Die Stimme ist natürlich älter geworden, aber sie ist immer noch von dieser brillanten Klarheit und Reinheit und wenn sie zwischendurch ein wenig brüchig klingt, ist nicht sicher, ob das nicht auf Absicht beruht, so stimmig wirkt das. Auch dieses Album enthält Sozialkritisches und Aktuelles (z. B. „The President Sang Amazing Grace“), aber eben auch diese ergreifenden Melodien und Lieder, wie sie eben nur Joan Baez singen und interpretieren kann.
„’Whistle Down the Wind‘ ist ein rundum gelungenes, würdevolles Alterswerk. Eine Songsammlung über Ungerechtigkeit und die Hoffnung auf Frieden, aber auch über das Altern.“ (Fabian Elsäßer, MDR KULTUR-Musikexperte)
Ich hatte das große Glück, die weiß- (und kurz-!) haarige Joan Baez in der großen Eleganz ihrer 77 Jahre bei ihrem „Fare Thee Well Concert“ am 26. März 2018 im Münchner Gasteig zu erleben. Sie hat immer noch die klare Ausstrahlung, die unmittelbare Präsenz und die fast schüchterne Bescheidenheit, mit der sie sich nach fünf Zugaben für den tobenden Applaus des ausverkauften Konzertsaals bedankt.
Es war ein Erlebnis und dieses neue Album von Joan Baez ist es auch!