Passgenaue Seminare in Unternehmen stark nachgefragt

Interview mit Dr. Nikolaus Birkl

Die Akademie der Muße tritt immer häufiger in Unternehmen auf, was machen Sie genau?
Wir schulen Führungskräfte und Teams in Achtsamkeit. Wir lehren dabei das Innehalten, das Zurücktreten für einen Augenblick, das Durchatmen, um in etwas Abstand auch einen weiteren und erweiterten Blickwinkel auf das Geschehen zu bekommen. Das führt die Menschen in eine präsente Wahrnehmung ihrer selbst und ihrer Umgebung im jeweiligen Augenblick und schenkt viel Energie.

Wieso holen sich Unternehmen verstärkt Muße-Coaches ins Haus?
Die Unternehmensleitungen bzw. Personalabteilungen erkennen, dass die Mitarbeiter auf allen Ebenen andauernden Beschleunigungseffekten ausgesetzt sind, die zu einer erhöhten Ausfallquote („burn out“) führen könnten oder schon geführt haben. Die Idee ist nicht, die Mitarbeiter in Achtsamkeit zu schulen, damit sie noch leistungsfähiger werden (mindfulness for empowerment), sondern ihnen wieder eine innere Anbindung zu geben. Denn damit können sie sich und dem Unternehmen sinnvoll die Grenzen setzen, die notwendig sind, damit aus Anforderungen nicht Überforderungen werden.

Auf welche Resonanz stoßen Sie in Unternehmen?
Oft begegnet uns anfängliche Skepsis, vor allem gegenüber den Momenten der Stille, die so sehr im Gegensatz zu der umgebenden Dauer-Hektik zu stehen scheinen. Nach dem Kurs hören wir dann meist, dass gerade dieser Weg in die Stille gelernt und geübt werden soll, um kurze und erholsame Augenblicke des Innehaltens auch im Alltag zu erleben.

Glauben Sie, der Arbeitsalltag lässt sich durch Muße-Übungen stressfreier gestalten?
Ich würde es anders formulieren: Der – ja oft unvermeidliche – Stress kann leichter akzeptiert, angenommen werden, wenn wir uns seiner Unvermeidlichkeit bewusst sind und ihm seine „Ausschließlichkeit“ dadurch nehmen, dass wir zwischendurch innehalten. Wir haben dann nicht mehr „nur Stress“, sondern eben auch kurze Phasen des Durchatmens, wir können etwas „herunterfahren“. Damit kein Missverständnis entsteht: diese Momente des Innehaltens können auch ganz kurz (z. B. eine halbe Minute) sein, wenn wir in dieser Achtsamkeit geübt sind.

An welche Unternehmen richtet sich Ihr Angebot?
An alle Unternehmen, die sich dafür nicht nur der Achtsamkeits-Mode wegen interessieren.

(Interview: Gerd Henghuber)