Was sagt Veronika von Quast zum Thema „Der optimierte Mensch“?

Interview von Gina Ahrend

Uns interessierte, was eine gestandene Frau, eine Persönlichkeit, die in der Öffentlichkeit steht, zum Thema „Der optimierte Mensch“ sagt. Ich habe Veronika von Quast in München getroffen und kam im Gespräch mit der bayerischen Komikerin, Diseuse und Schauspielerin noch auf alle möglichen Themen zu sprechen:

Veronika v. Quast findet, dass zwischen Schönheits- und Jugendwahn und der Freude an einem gepflegten Äußeren Welten liegen. Schon vor drei- bis viertausend Jahren war das Haarefärben mit natürlichen Farbstoffen gebräuchlich. Und das Zieren des eigenen Körpers ist so alt wie die Menschheit. Die Schauspielerin hat bereits vor zwanzig Jahren mit Anfang fünfzig leichte Korrekturen an Augen und Hals machen lassen – und sie steht dazu. Eine Kollegin meinte damals, ob sie nicht in Würde altern könne. Darüber kann sich meine temperamentvolle Gesprächspartnerin heute noch aufregen: „Mich jetzt im achten Lebensjahrzehnt in Konkurrenz zur Jugend zu setzen, das fände ich würdelos, nicht, wenn man kleine Korrekturen machen lässt, um sich gepflegter und wohler zu fühlen. Ich habe das für mich und die mich umgebenden Menschen gemacht, weil mir mein Äußeres wichtig ist. Botox lehne ich allerdings ab als Schauspielerin. Das Spiel lebt von der Mimik, die dann mitunter nicht mehr so gut funktioniert. Und ab einem bestimmten Alter hat man lieber ein paar Kilo zu viel. Ich koche, esse und trinke gerne. Sinnlicher Genuss ist wichtig für mich, kochen und essen gemeinsam mit Freunden.“

Veronika v. Quast kommt im weiteren Gespräch auf Bildung und Kindererziehung zu sprechen: „Optimieren heißt für mich vor allem Bildung. Ich fühle mich heute noch wie ein trockener Schwamm, der alles um sich herum aufsaugt. Ich bin interessiert an so vielen Dingen, verreise sehr gerne, bin neugierig auf die Welt!“ Sie betont, wie wichtig ihr der Kontakt auch zu jungen Menschen ist: „Ich habe zwei erwachsene Kinder und fünf Enkel. Kindern abends vorlesen, mit ihnen gemeinsam singen, das heißt optimieren. Ganz wichtig, den Kindern Liebe, Selbstbewusstsein mitzugeben, ohne sie dauernd in den Himmel zu loben. Herzensbildung, Empathie, zum Teilen erziehen, verbal auseinandersetzen und nicht zuschlagen. Darauf schauen, dass das Kind einen guten Umgang hat. All das ist mir wichtig und zählt für mich zum Optimieren. Schönheits- und Jugendwahn gab es schon immer. Wenn Jopi 108 geworden ist, dann werde ich 115, weil die Weiber „zacher“ (zäher) sind. Mit dem Alter habe ich keine Probleme, sondern mit dem altern. Ich merke, dass ich nicht mehr so übermotorisch rumwuseln kann. Beim Autofahren sage ich dann schon mal „Geh weiter, du Schlafzipfel“ – gucke ins andere Auto und entdecke, dass der andere Autofahrer wohl sogar jünger ist als ich …“ Und sie berichtet nicht ohne Stolz, dass sie gerade den ersten Platz bei einer Oldtimer-Rallye gemacht, bei der der Erlös den Sternstunden zugutekommt.

„Im Grunde meines Herzens bin ich ein gläubiger Mensch, könnte aber eher ein Heide sein und zu einem Sonnengott oder so beten. Es so unglaublich, das Leben, die Natur, wenn man sich umschaut, was in so einem kleinen Samenfädchen steckt.“ In dem Zusammenhang kommen wir auf die Möglichkeiten der Wissenschaft zu sprechen. Veronika v. Quast: „Der Mensch sollte nicht in die Schöpfung eingreifen. Fruchtwasseruntersuchung bei Spätgebärenden finde ich aber ok. Vor allem sollte man den Frauen die Entscheidung überlassen, ob sie eine solche Untersuchung machen lassen möchte und welche Konsequenzen sie eventuell daraus ziehen, um großes Leid zu verhindern. Abartig und pervers fände ich aber ein designtes Wunschkind.“

Zum Ende unseres Gesprächs kommen wir ein wenig vom Thema ab: „Man muss kämpfen, zu einfach sollte man es sich nicht machen. Neidfrei sollte man sein und Toleranz walten lassen. Vorurteile sind dazu da, abgebaut zu werden. Genau hinschauen bei allem, nicht die Augen verschließen, wenn jemand in der U-Bahn belästigt wird, sich einmischen. Ich glaube, dass es wichtig ist, sich an Gebote zu halten. Die 10 Gebote einigermaßen zu beachten, macht das Leben einfacher. Auch den Sabbat heiligen, zu sehen, dass man Runterkommen muss. Alle reden von Entschleunigung, aber heutige Eltern schicken ihre Kinder schon in Chinesisch- und Ballettunterricht und Klavierstunden, so dass die Kleinsten bereits im Stress sind. Es müsste mehr von Staats wegen für Jugendliche getan werden. Der Staat hat viel versäumt, was Freizeit und Bildung angeht. Oder auch die Altersarmut, da hat der Staat ebenso versagt, wenn zwei Drittel des Geldes für die Miete ausgegeben werden müssen.“

Selber in die Politik zu gehen, wäre für Veronika v. Quast keine Lösung. Sie hält viel davon, im persönlichen Umfeld, bei Freunden, in der Familie, Haltung zu zeigen. Veronika v. Quast steht für Toleranz und Mitgefühl, setzt auf Bildung und Werte – und hofft auf Vernunft in Politik und Wissenschaft.

Danke, Veronika v. Quast, für dieses ausführliche Gespräch. Und viel Erfolg für Ihr neues Programm, an dem Sie gerade arbeiten!

Veronika-Marie von Quast wurde 1946 als Veronika-Marie Baecker in Berchtesgaden geboren. 1983 wurde sie vom Bayerischen Rundfunk für ein Lachmagazin entdeckt, woraus sich ihre eigene Sketchshow Kanal fatal entwickelte, die sie von 1986 bis 2011 als Fräulein Vroni moderierte. Bekannt wurde von Quast auch als Darstellerin der früheren Bayern-SPD-Vorsitzenden Renate Schmidt beim Singspiel des Starkbieranstichs auf dem Nockherberg. Von Quast war in etlichen Kabarett- und Kleinkunstprogrammen zu sehen, spielte im Münchner Volkstheater und in der Komödie im Bayerischen Hof. 1973 heiratete sie Christoph von Quast. Sie ist die Mutter der Schauspielerin Nini von Quast und eines Sohnes, hat fünf Enkelkinder und lebt in München.