Was ist wahr? Dichtung & Wahrheit
Das, was wir sehen, das, was wir fühlen, das, was wir hören? Aber ist es nicht so, dass ein anderer Mensch dieselbe Situation ganz anders wahrnimmt? Darüber hinaus nehmen wir alle nur kleinste Teilausschnitte wahr, in diesem Moment, in diesem Umfeld. Unsere Wahrnehmung ist selektiv, schon aufgrund unserer Erfahrungen und Interessen, und dieselbe Situation und daraus folgende Erkenntnisse werden unterschiedlich bewertet. Zur Wahrheit gehört eben auch, dass die absolute Wahrheit selten jemand für sich gepachtet hat. Der öffentliche Diskurs sollte in einer Demokratie offen sein für eine Vielstimmigkeit der Meinungen. Trotzdem gibt es universelle Wahrheiten, die in Gesetze münden, die unser Miteinander regeln, auf die wir uns verlassen können sollten. Unser Rechtsstaat basiert auf Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Gewaltenteilung und dass Recht zum Wohle des Volkes gesprochen wird, basierend auf der „Wahrheitsfindung“. Und dass dieses Vertrauen nicht grundlegend erschüttert wird, ist eine große Herausforderung in postfaktischen Zeiten, wo Staatenlenker bewusst und absichtlich lügen, sogar „Videobeweise“ leicht gefälscht werden können und offensichtliche Unwahrheiten durch ständige Wiederholung manifestieren.