Neu in München: Diskurse für eine gelassene Lebensführung
Bereits der erste Gast der neuen Gesprächsreihe Diskurse für eine gelassene Lebensführung sorgte für ein volles Haus im Palmengarten des Café Luitpold: Der Psychosomatiker Dr. med. Jochen von Wahlert sprach mit Anselm Bilgri und Dr. Nikolaus Birkl über die Notwendigkeit von Entspannung im privaten wie beruflichen Alltag und Muße als Anti-Stress-Therapie.
So einen Moment hat das Café Luitpold noch nicht erlebt: Im Restaurant klimpert das Geschirr, Menschen unterhalten sich, ein lautes Lachen. Und direkt daneben, im Palmengarten, sitzen mehr als hundert Menschen – und schweigen. Schweigen so lange, bis Dr. Nikolaus Birkl die gemeinsame Meditation beendet.
Ein ZEN-Impuls zur besten Abendessenstunde ist ein besonderer Moment, und er passte in diese neue, besondere Veranstaltungsreihe „Diskurse für eine gelassene Lebensführung“. Für den ersten Abend hatten Anselm Bilgri und Dr. Nikolaus Birkl von der Akademie der Muße den Mediziner Dr. med. Jochen von Wahlert eingeladen. Der ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, betrieb in München eine private Praxis und war lange Jahre ärztlicher Direktor der bekannten Klinik Bad Grönenbach. Seit diesem Jahr leitet er die neue Psychosomatische Privatklinik am Schloßberg in Bad Grönenbach. Sie richtet sich vor allem an Top-Manager aus Unternehmen und internationalen Organisationen.
Dauerstress ist dabei das größte Problem. „Wenn Menschen immer in Hetze sind und unter Druck stehen, dann hat das für den Körper eine ganze Reihe negativer Auswirkungen.“ Dr. von Wahlert machte deutlich, dass viele Unternehmen heute das Dilemma hätten, dass sie Top-Leute brauchen, die sich kritischen, anstrengenden und auch aufreibenden Jobs stellten. Die Freude an großen Herausforderungen hätten und bereit seien, Stress auf sich zu nehmen, was zunächst nichts Negatives bedeute. „ Aber auch diese meist sehr belastbaren Menschen kommen bei den heutigen Anforderungen in einen Risikobereich, der für viele eine andauernde extremer Anspannung bedeutet.“
Unternehmen hätten, so von Wahlert, überhaupt nichts von ausgebrannten Spitzenkräften, daher schulten er und sein Team die Patienten darin, sich besser wahrzunehmen, zu erkennen, wo ihre Grenzen liegen und welche Zeichen ihnen ihr Körper sendet, wenn es genug ist. „Oft braucht es ein paar Tage, um ‚runter zu kommen‘ und Abstand vom belastenden Alltag zu gewinnen.“ Ziel ist natürlich, dass die Patienten sich wieder mit voller Schaffenskraft nützlich machen können.
Gleichzeitig, mahnte Anselm Bilgri, müsse man auch Loslassen können. Die eigenen Kapazitäten nur in die Arbeit zu stecken, mache niemanden glücklich. Statt sich ins System pressen zu lassen und zum Workaholik zu werden, sollte man sich in heiterer Gelassenheit üben. Entschleunigung mag der Megatrend des 21. Jahrhunderts sein, trotzdem müsse sie jeder für sich bewusst umsetzen. „Ob dabei Religion, Meditation oder einfach mal Nichts tun dafür das richtige Werkzeug sind, ist ganz unwichtig. Worauf es ankommt, ist eben der nachhaltige Umgang mit der Seele“, so Bilgri. gh
Für alle, die noch einmal hineinhören möchten, oder die keine Zeit hatten, dabei zu sein, hier der Link zur ersten Veranstaltung im Rahmen der Gesprächsreihe „Diskurse für eine gelassene Lebensführung“ mit unserem Gesprächspartner Dr. med. Jochen von Wahlert (Ärztlicher Direktor/Chefarzt und Geschäftsführung der Psychosomatischen Privatklinik Bad Grönenbach)