Teil III unserer Serie: Positive Beispiele mittelständischer Unternehmen:

GELO Holzwerke GmbH, Weißenstadt
Gina Ahrend hat mit dem Inhaber und Geschäftsführer Wolf-Christian Küspert gesprochen. Das Resultat lesen Sie hier:
Wir stehen am Anfang eines Holzzeitalters.

Fragt man den Inhaber und Geschäftsführer der GELO Holzwerke, wie es ihm geht, jetzt in der Corona-Krise und generell, antwortet er wie aus der Pistole geschossen: „Bombastisch! Das Geschäft boomt und mit der Baustelle kommen wir gut voran, sind sogar vor dem Plan.“ Das ist eine überraschend positive Antwort, die man z. Zt. nicht von jedem hört. Aber zum einen lief es nicht immer so glatt und zum anderen hat Küspert viel dafür getan, seine Firma, die er in vierter Generation führt, fit für die Zukunft zu machen.

Als Familienunternehmen 1898 von drei Weißenstädtern damals als Dampfsägewerk gegründet, haben die GELO Holzwerke viele Höhen und Tiefen erlebt. Neben den beiden Weltkriegen gehören zwei verheerende Großbrände, 1918 und 1992, zu den einschneidenden Wendepunkten der Firmengeschichte. GELO ist international tätig: Das Familienunternehmen verarbeitet zwar das Holz der Umgebung aus dem Fichtelgebirge, verkauft wird es aber in alle Welt. Ob ein Versicherungsgebäude in Südafrika, Hotels auf Martinique oder Dielen auf Gerüsten in Großbritannien – das Holz könnte von GELO sein.

Heute gehören zum GELO Firmenverbund ein Sägewerk, ein Hobelwerk, ein KVH®-Werk, 13 Trockenkammern und ein Abbundwerk. Ein weiteres Sägewerk ist im Bau und soll Ende 2020 den Betrieb starten. Außerdem werden zwei Pelletwerke und die Anzünderfertigung Zarelo gemeinsam mit Partnern von GELO betrieben. GELO beschäftigt rund 200 Mitarbeiter bei einem Geschäftsleitungsteam von fünf Führungskräften für die verschiedenen Bereiche.

Wolf-Christian Küspert ist weder Holzfäller noch Techniker, sondern Betriebswirt mit Schwerpunkt Controlling und hat einen MBA für International Management. Er sammelt die Ideen, organisiert, knüpft Kontakte und sorgt für die Finanzierung: „Der, der es am besten kann, sollte den Job machen.“ ist sein Credo – nicht erst seitdem er bei einem Seminar mit Anselm Bilgri die Regel des heiligen Benedikt verinnerlicht hat: „Der Abt des Klosters soll auch den Jüngsten fragen“. Wenn man die Berichte in der Lokalpresse verfolgt, wird aber deutlich, an wie vielen Stellen Küspert, der die Geschäftsführung 2003 von seinem Vater übernommen hat, gleichzeitig aktiv ist, um das Unternehmen sicher in die Zukunft zu führen.

Die drei Säulen des Erfolgskonzepts

Küsperts Erfolgskonzept steht auf drei Säulen: Investition in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen auch wichtige Anregungen für Optimierungen und Innovationen kommen; Investition in modernste Maschinen, die jeweils neuesten Umweltstandards genügen; die Bereitschaft, neue Wege zu beschreiten mit diversen Joint Ventures, die bei der Entwicklung neuer Standorte, bei Absatz und Finanzierung helfen.

Erfolgsfaktor: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Dass GELO seit Jahren mit Nachdruck auf Aus- und Weiterbildung setzt, ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren. Küspert: „Fachkräfte von morgen werden nicht geboren – sie werden ausgebildet!“ Zum Beispiel wurde das Planen und die Umsetzung eines neuen Factory-Outlets komplett den Auszubildenden überlassen. „Es ist für unsere Auszubildenden sicher eine Bereicherung, wenn sie ein Projekt von Anfang an durchdenken. Wir brauchen Mitarbeiter, die komplexe Zusammenhänge verstehen.“ meint Küspert. Darüber hinaus gibt es bei GELO eine Art Tutorensystem, bei dem jeweils frisch gebackene Gesellen, neue Azubis an die Hand nehmen. Küspert ist froh, dass das Bildungsministerium den klassischen Meister wieder stärken will und mit dem Bachelor gleichsetzt.

Auch kontinuierliche Fortbildung steht bei GELO im Fokus. So konnten 2019 drei Abteilungsleiter den Zertifikatslehrgang „Transfernetzwerk industrielles Fertigungs- und Prozessmanagement“ an der Universität Bayreuth erfolgreich abschließen und andere von Inhouse-Seminaren profitieren. Oder: GELO ist – gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut Bayreuth, der zoologischen Staatssammlung München und dem Sägenhersteller Kohnle – Teil eines Forschungsprojekts. Dabei sollen ressourcensparende Sägezahnprofile auf Basis von Beißwerkzeugen holzzerstörender Insekten entwickelt werden. Auch das ehrenamtliche Engagement wird bewusst gefördert: So wurde GELO von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mit der Auszeichnung „Ehrenamtsfreundlicher Betrieb – Gemeinsam für mehr Sicherheit“ geehrt.

Und auf die körperliche Fitness der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird ebenso geschaut: Auf dem Werksgelände gibt es ein firmeneigenes Fitnessstudio, dass nicht nur den Mitarbeitern „den Rücken stärken soll“, sondern auch einen Anreiz bieten, „der im Wettbewerb um Fachkräfte für GELO sprechen kann“, so Küspert.

Erfolgsfaktor: Investitionen – immer auf dem neuesten Stand

Investiert wird kontinuierlich in neue Maschinen, den Fuhrpark (Elektro- und Wasserstoffstapler!), in Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Steigerung der Effizienz. Um ein höchstmögliches Qualitätslevel zu halten, wurde bereits 2006 ein KVH-Werk eröffnet, das die Weiterentwicklung von Bauholz zu Konstruktionsvollholz (KVH) ermöglicht. „Wir wollen Vollsortimenter sein und alles aus einer Hand anbieten.“ Bei dem Anlagenkonzept hatte Küspert bereits auch wieder an die Zukunft gedacht: „Die Maschinen wurden so angeordnet, dass eine Erweiterung einfach möglich ist.“ Diese wurde im Rahmen eines umfangreichen Investitionsprogramms von 3,2 Millionen Euro gefahren.

Alles immer auch mit Blick auf die Umweltverträglichkeit – das geht bis zum Austausch des Beleuchtungssystems im KVH-Werk. Und 2017 wurde dann auf dem Dach dieses Werkes eine Photovoltaik-Anlage installiert, so dass insgesamt – gemeinsam mit bisherigen Anlagen – 700 000 Kilowatt-Stunden eigener Strom im Jahr erzeugt werden können. Seit 2019 wurde wieder investiert und ein angrenzendes Grundstück gekauft, um ein Abbundwerk in Betrieb zu nehmen. „Wenn wir als KVH-Hersteller den Abbund selbst anbieten, können unsere Kunden die gesamte Wertschöpfung – vom Baum zu fertigen Bausatz – bei uns beziehen“, erklärt Küspert die Beweggründe für die neue Investition im Rahmen eines 3,5 Millionen schweren Investitionspaketes.

Erfolgsfaktor: Joint Ventures und Bekenntnis zum Standort

So greift bei GELO immer eins ins andere – die Investitionen sind immer zukunftsorientiert und nachhaltig, Abfälle gibt es bei GELO keine. Die Bäume werden komplett verwertet: Hackschnitzel, die bei der Produktion anfallen, landen in der Zellstoffindustrie. (So wird u. a. das in den letzten Wochen äußerst gefragte Toilettenpapier daraus.) Das übrige Sägemehl wird an die eigenen Pellets-Werke in Wunsiedel geliefert. Dieser Kreislauf setzt sich im Großen fort, indem die GELO Holzwerke in der Region, im Energieverbund Wunsiedel eingebunden sind.

Wunsiedel gilt als ein Zentrum für erneuerbare Energien im Fichtelgebirge. Und daran ist Wolf-Christian Küspert nicht ganz unschuldig. Neben den Beteiligungen an den Werken in Wunsiedel ist er einer der Initiatoren des Nahwärmenetzes, mit dem die Stadt Weißenstadt ihre Bürger mit sauberer Wärme versorgt. Die GELO Holzwerke liefern Biomasse und Wärme und nehmen bei Bedarf auch Wärme ab. „Wir können die Wärme hervorragend für unsere Holztrocknung gebrauchen.“ Startschuss zu dieser Entwicklung war der Bau des ersten Bioenergie-Werkes WUN Bioenergie in Wunsiedel. Dieses wurde 2010 vom damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer eröffnet und nutzt zu 100 Prozent die Energie, die eingesetzt wird. Geschäftsführer der WUN Bioenergie sind Küspert und Marco Krasser von den Stadtwerken Wunsiedel. Gesellschafter sind neben den SWW und GELO, zwei regionale Waldbauernvereinigungen und Burkhardt Energie, ein bayerischer Hersteller von Holzvergaseranlagen. Das Unternehmen erzeugt aus Waldrestholz Wärme, die zur Strom- und Pellets-Erzeugung genutzt wird. Die Pellets wiederum dienen als leicht zu handhabende Energieträger für Wärmeprojekte der Stadtwerke. Darüber hinaus kooperiert die WUN-Bioenergie mit der BayWA AG, der Gasversorgung Wunsiedel und einer Bayernwerk (EON)-Tochter. Ein optimaler regionaler Wirtschaftskreislauf oder wie es Neudeutsch heißt: eine Win-win-Situation.

Und weiter geht’s – Wolf-Christian Küspert denkt groß. 2019 fiel der Startschuss für das weltweit modernste Schwachholzsägewerk. (Schwachholz ist besonders gutes Holz mit fest verwachsenen Ästen). Für 40 Millionen Euro baut GELO zusammen mit Holzwerke Bullinger im Wunsiedler Energiepark das neue Sägewerk GELO Timber. Die Holzbauweise boomt und Küspert sieht daher positiv in die Zukunft. Dabei ist der Energiepark Wunsiedel ein optimaler Standort. Das Werk entsteht direkt im Anschluss an die Pellets-Fabriken der Unternehmen WUN-Pellets und WUN Bioenergie. Diese erhalten vom Sägewerk die Holzreste und Sägespäne, die dann zu Pellets gepresst werden. Das Sägewerk bezieht die Abwärme aus der Pellets-Produktion für das Trocknen der Bretter und Strom, mit dem u. a. die Batterien der Elektrostapler gespeist werden. Die Pellets werden in den Satellitenkraftwerken im SWW-Versorgungsgebiet wiederum zur Strom- und Wärmeproduktion genutzt. Durch die räumliche Nähe werden außerdem rund 7000 LKW-Fahrten im Jahr vermieden. „Beim Bau achten wir darauf, möglichst wenig Fläche zu versiegeln, da es im Energiepark auch immer um die Umwelt geht.“ Noch vor Weihnachten soll das erste Brett in Wunsiedel im neuen GELO Timber Sägewerk gesägt werden. Und es sieht absolut danach aus, dass das auch gelingen wird.

„In Zukunft ist Holz als hochwertiger, nachwachsender Rohstoff im Bau nicht mehr wegzudenken und wird zum Megatrend der nächsten Jahrzehnte“, davon ist Wolf-Christian Küspert überzeugt. „Unser Modell basiert fast komplett auf einem regionalen Wirtschaftskreislauf. Auch alle Unternehmen, die an diesem neuen Großprojekt GELO Timber beteiligt sind, sind Weltmarktführer oder kommen aus der Region. Mir geht es immer darum, alle möglichen Synergien zu nutzen und mit zuverlässigen Partnern zu arbeiten. Dafür ist der Energiepark Wunsiedel der optimale Standort. Der Energiepark WUN wird das Silicon Valley für erneuerbare Energien in Deutschland.“