Anselm Bilgri meint, dass es nicht so wichtig ist, ob die Jungfrau den Gottessohn wirklich geboren hat, sondern dass man sich meditativ einlässt auf Gotteserfahrung. Das aber erfordert Einübung und Raum.
Weihnachten ist ein guter Anlass, um etwas grundsätzlicher über den Wert und Stellenwert von Religion in unserer und für unsere Gesellschaft nachzudenken. Das Jahr über leeren sich die Kirchen mehr und mehr, zu Weihnachten aber sind sie voll. Das kann nicht nur an sentimentalen Kindheitserinnerungen liegen, meine ich, und auch nicht an der Geschichte, die die Kirche zu Weihnachten verkündet. Denn rational betrachtet, kommt man bei dieser Geschichte, wie bei vielen anderen biblischen Erzählungen, nicht weiter, auch wenn die Kirche genau dies postuliert: der leibhaftige Gottessohn in Menschengestalt, jungfräulich empfangen und geboren – und vom Pfarrer als Puppe in die Christmette getragen. Wer glaubt das denn heute?