Symposion zum Thema Geduld

Am 19. Mai trafen sich zwölf Teilnehmer, also genau die Anzahl, die in der Antike vorgesehen war, zu unserem Symposion mit dem Thema „Geduld“. Als Veranstaltungsort diente dieses Mal noch das Büro von Anselm Bilgri. Aber wie immer: Ein Provisorium erweist sich oft als ganz passabler Ersatz. Geduld besteht vor allem darin, im Verhältnis von Annehmen und Hinnehmen einerseits und dem aktiven Veränderungswillen andererseits das rechte Maß zu finden. Sie müsse sich bewähren in der Einstellung des Menschen zu sich selbst, zu seinen Mitmenschen und zu den Gegebenheiten des Alltags. Sie ist keine unterwürfige Haltung, sondern zeigt sich als langer Atem, als die Fähigkeit, sich selbst, Anderen und den Dingen Zeit zu lassen, bis der richtige Zeitpunkt, der kairos, gekommen ist.

In der lebhaften Diskussion kamen viele Situationen zur Sprache, in denen die Teilnehmer ihre Erlebnisse mit Geduld oder Ungeduld schilderten. Ein Teilnehmer hatte am nächsten Tag eine Situation zu meistern, in der seine Geduld gefordert war. Wie er später berichtete, hat ihm das Gespräch dabei geholfen, seine Geduld zu bewahren. Damit zeigt sich, dass die Erörterung derart philosophischer Themen auch ein Stück praktischer Lebenskunst zu vermitteln vermag.