Vom Ankommen

„Advent, Advent, ein Lichtlein brennt, erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier …“ – aber wieso eigentlich vier Kerzen, gleich vier Adventssonntage?

Das war wohl nicht immer so. Man feierte mal drei, mal vier, mal sechs Wochen lang bis zur „Ankunft“ Christi. Erst Papst Gregor legte im 7. Jahrhundert die Zahl von vier Adventssonntagen fest, womit die 4000 Jahre repräsentiert werden sollten, die die Menschen nach kirchlicher Auffassung nach dem Sündenfall im Garten Eden auf Jesus warten mussten. Und mit feiern war zu Beginn auch nicht viel los, die Adventszeit war ursprünglich eine Fastenzeit – davon ist heute landläufig nichts mehr übrig geblieben. Nur noch in der orthodoxen Kirche ist Adventszeit gleich Fastenzeit, die 40 Tage vor dem Weihnachtsfest beginnt. Und Weihnachten wird wiederum erst am 6./7. Januar gefeiert, da sich die orthodoxen Christen noch nach einem älteren Kalender richten.

Also von Fasten kann hier bei uns wahrlich gerade in der Adventszeit keine Rede sein, wenn es aus den Küchen nach Plätzchen duftet und in den Innenstädten die Glühweinkonzentration bedenkliche Ausmaße annimmt. Gleichzeitig erhöht sich unser Tempo, statt sich zu verlangsamen, es müssen Geschenke besorgt, Besuche vorbereitet, die Arbeit noch vor den Feiertagen erledigt werden. Es soll ja Menschen geben, die schon das Jahr über die Geschenke besorgen, doch bei den meisten gehört das wohl zu den immer wiederkehrenden Vorhaben zum neuen Jahr.

Aber vielleicht, vielleicht schaffen wir es ja, die Adventszeit dieses Jahr beschaulicher anzugehen und uns auf die „Ankunft“ vorzubereiten. Auch für Nichtchristen kann „Ankunft“ etwas bedeuten: sich auf die Ankunft und das Zusammensein mit seinen Liebsten zu freuen – oder auch endlich bei sich selber anzukommen.

„Alles fließt“ wusste bereits der griechische Philosoph Heraklit. Mit anderen Worten: „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.“ Leben bedeutet stetige Veränderung, nichts bleibt, wie es ist, auch, wenn wir das manchmal gerne hätten. Wir möchten Augenblicke festhalten, Gefühle für immer garantiert haben, schöne Zeiten unendlich ausdehnen. Aber Veränderung ist der Normalzustand – und zudem unausweichlich. Die Gegenwart gibt es eigentlich gar nicht, denn indem ich das denke, liegt der Gedanke schon wieder in der Vergangenheit. In Systemen und Unternehmen ist ein sich nicht verändernder Status erklärungsbedürftig. Denn für den Erhalt des Status quo muss enorm viel Energie aufgewandt werden, während Veränderung keine weitere Energiezufuhr benötigt, sondern ein lenkendes Führen. „Wenn sich etwas entgegen dem erklärten Ziel nicht verändert, steht hier jemand auf der Bremse.“, sagt auch Nikolaus Birkl in seinen Vorträgen. „Und da sollte sich die Führungskraft fragen, wer oder was hier Energie einsetzt und warum, um den Ist-Zustand zu erhalten? Die Kernkompetenz für einen sicheren Umgang mit der Unsicherheit der ständigen Veränderung ist neugierig heitere Gelassenheit.“

Das Wort „Agil“ kommt aus dem Lateinischen (lat. agilis) und bedeutet „flink und beweglich“. Unter agiler Organisation versteht man die Fähigkeit des Managements, nicht nur flexibel – also reaktiv –, sondern auch proaktiv und initiativ zu handeln, um sich immer schneller verändernden Märkten frühzeitig, vorausschauend anzupassen und dabei einen Schritt voraus zu sein. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet agiles Arbeiten, selbständiger, kundenorientierter und über Abteilungsgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten, flache Hierarchien und mehr Verantwortung. Entscheidungen treffen nicht nur die Vorgesetzten, sondern auch die Teams. Das klingt erstmal gut. Aber für diese Art der Arbeit braucht es eine andere Geisteshaltung, eine Unternehmenskultur, die oft so nicht geübt ist. Das Aufbrechen teils bewährter, teils nicht mehr zeitgemäßer Strukturen ist kein leichter Prozess, weder für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mehr Initiative entwickeln und für ihr Tun Verantwortung übernehmen müssen als auch für Führungskräfte, die Positionen und Befugnisse aufgeben sollen. Reibungsverluste durch gruppendynamische Prozesse können gravierend sein und das Fehlen von Hierarchien ist für manche beängstigend und kann zur Belastung werden. Ob das nun aber Agilität heißt oder Eigenverantwortung – unsere zukünftige Arbeitswelt wird selbständig handelnde, innovativ denkende Menschen mehr denn je brauchen.

Nach einer aufgeladenen Debatte gab die Präsidentin der Volkskammer, Sabine Bergmann-Pohl, um 02:30 Uhr am 23. August 1990 als Abstimmungsergebnis bekannt: „Die Volkskammer erklärt den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes mit der Wirkung vom 3. Oktober 1990.“ Und es begann zusammenzuwachsen, was einmal zusammen gehörte – aber in den Jahren dazwischen war viel passiert. Die Menschen hatten in zwei sehr unterschiedlichen Systemen gelebt und insbesondere die Ostdeutschen hatten nach der ersten Euphorie einen immensen Kulturschock und eine Infragestellung ihres bisherigen Lebens zu verkraften. Es wurden „blühende Landschaften“ versprochen, was nicht immer und überall und schon gar nicht sofort klappte. Aus verschiedenen Blickwinkeln kommt man zu unterschiedlichen Beurteilungen. Daran wollen wir uns hier nicht beteiligen. Aber, was wir ausdrücken wollen: Wir sind dankbar, dass wir in einer Demokratie leben, wo Meinungs-, Presse-, Religions- und Reisefreiheit und die Gewaltenteilung selbstverständlich sind – und hoffentlich auch bleiben. Und es gibt in unserem schönen Land in Ost und West, in Nord und Süd engagierte Menschen, die dafür einstehen. Ein gewichtiger Grund, zusammen zu feiern!

An diesem nächsten Salon-Abend sind Anselm Bilgri und Dr. Nikolaus Birkl im Gespräch mit dem berühmten Fernsehstar.

Der gebürtige Schongauer ist einer der gefragtesten Kabarettisten der deutschen Kleinkunstszene. Schon als Kind glänzte er als Imitator seiner Verwandten und Lehrer. In seiner Paraderolle als Franz Josef Strauß kann er sich über alles und jedes richtig aufregen. Besonders über das derzeitige Führungspersonal der bayrischen und Berliner Politik, aber auch andere Personen des öffentlichen Lebens entgehen nicht seinem satirischen Blick.

Wie steht es da mit seiner Gelassenheit? Ist Kabarett vielleicht eine Möglichkeit, den Ärger des Alltags zu verarbeiten und zu mehr Gelassenheit zu kommen?

Wir freuen uns, wenn Sie mit dabei sind. Um Anmeldung bitten wir unter info@cafe-luitpold.de. Weitere Programminformationen finden Sie unter www.cafe-luitpold.de/salon-luitpold-kultur-unter-palmen.html

Foto: Katharina Ziedek