SALON LUITPOLD ℅ Akademie der Muse
MIT ANSELM BILGRI UND NIKOLAUS BIRKL

Beginn 19:00

Luise Kinseher ist die derzeit wohl bekannteste bayerische Kabarettistin („Mama Bavaria“, „Mary from Bavary“, „Frau Lallinger“ usw.), Schauspielerin und Filmschauspielerin (zuletzt „Weißbier im Blut“ mit Sigi Zimmerschied), sie ist geehrt mit zahlreichen Kabarettpreisen. Sie füllt Kleinkunstbühnen und Säle, sie vereint die Gaben scharfsinniger Beobachtung mit brillant-humorvoller Formulierung und bewahrt gleichzeitig trotz aller Spitzen ihre heimatverbundene Achtung vor den Menschen. Luise Kinseher ist scharfzüngig und liebenswert zugleich.

Die „Diskurse für eine gelassene Lebensführung“ finden seit 2016 regelmäßig im Palmengarten des SALON LUITPOLD im Cafe Luitpold statt.

Wir freuen uns, wenn Sie mit dabei sind. Bitte melden Sie sich hier zur Veranstaltung vor Ort oder zum Livestream an: Anmeldung.

Weitere Programminformationen finden Sie unter
DAS GENUSSVOLLE KULTURPROGRAMM- Salon Luitpold

An diesem nächsten Salon-Abend sind Anselm Bilgri und Dr. Nikolaus Birkl im Gespräch mit dem Gastronom Wiggerl Hagn.

Wiesnwirt seit über 40 Jahren, Gastronom in der Hirschau im Englischen Garten, lange Zeit Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, ein Wirt wie er im Buche steht. Wiggerl Hagn ist ein Münchner Original und dabei ein Mensch, der Gelassenheit und Ruhe ausstrahlt, das, was man in München Gemütlichkeit nennt. Vielleicht kann er sein Rezept für eine gelassene Lebensführung verraten. Darüber wollen Dr. Nikolaus Birkl und Anselm Bilgri mit ihm sprechen.

Wir freuen uns, wenn Sie mit dabei sind. Bitte melden Sie sich hier zur Veranstaltung vor Ort oder zum Livestream an: Anmeldung.

Weitere Programminformationen finden Sie unter www.cafe-luitpold.de/salon-luitpold-kultur-unter-palmen.html

Ein Jahr voller Herausforderungen liegt hinter uns. Monate, wie wir sie alle noch nicht erlebt haben, Angst vor dem unbekannten Virus, Sorge um unsere Nächsten, Veränderungen in unserem Alltag, unserem Berufsleben, unserem Miteinander. Ohne Zweifel eine große, weltweite Krise, die für viele Menschen Verzicht, Einsamkeit, Krankheit und auch Tod bedeutet hat. Aber für die Mehrheit, jedenfalls in Europa, nicht zu vergleichen mit dem, was Menschen in Kriegen und auf der Flucht erleben müssen. Unser Heim ist nicht von Zerstörung bedroht, im Gegenteil, bietet unsere Wohnung, unser Haus uns Rückhalt und Zuflucht. Wir sind der Situation nicht ohnmächtig ausgeliefert. Ohnmächtig gleich ohne Macht. Wir können etwas „machen“, wir sind handlungsfähig, indem wir unser Verhalten der Situation anpassen, Gewohnheiten und eingespielte Abläufe überdenken. Veränderungen sind nicht per se schlecht. Manch eine Veränderung war vielleicht längst überfällig, in der Gesellschaft, in unserem Leben. Auf andere hätten wir wunderbar verzichten können. Neues spielt sich ein, wird alltäglich – oder auch wieder verschwinden. Ein neues Jahr gehen wir meistens mit vielen guten Vorsätzen an, mehr Sport machen, nicht mehr rauchen, nicht so viel Süßes essen … Für 2021 geht es vor allem um Achtsamkeit uns und unseren Mitmenschen gegenüber (ein stark strapazierter Begriff, der deswegen nicht weniger wichtig ist), Gelassenheit in Situationen, die wir nicht selbst beeinflussen können, und um Haltung in einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche, die durch die Pandemie noch an Wucht und Schnelligkeit gewonnen haben.

Langweilige Ängste

Kürzlich war in einem Interview mit dem britisch-schweizerischer Philosoph und Schriftsteller Alain de Botton ein beachtenswerter Satz zu lesen: „Wir müssen den Zustand erreichen, in dem uns unsere Ängste einfach nur noch langweilen.“ Ein Satz, der trefflich Stoff zum Nachdenken bietet. Eine herrliche Vorstellung, „Ängste, die langweilen“. Geht das überhaupt? Gibt es langweilige Ängste, oder sind die Ängste nicht in dem Moment nicht mehr existent, wenn sie beginnen, uns nur noch zu langweilen?

Im Gegensatz zu Muße oder Müßiggang wird Langeweile als unangenehm und unlustvoll empfunden. Langeweile ist auch Gegenstand philosophischer Betrachtung, und Martin Heidegger hat z. B. Langeweile in etwa definiert als „einem schweigenden Nebel vergleichbar, der alle Dinge in eine merkwürdige Gleichgültigkeit zusammenrücke“. Das ist interessant, denn, was uns gleichgültig ist, macht uns keine Angst. Andererseits hat Angst in wirklich gefährlichen Situationen auch eine Schutzfunktion und bewahrt uns davor, unnötig unsere Gesundheit und unser Leben aufs Spiel zu setzen. Aber in den Situationen, in denen es mehr um irrationale Ängste geht oder eine Portion Besorgnis auch ausreichend wäre, da ist es doch eine wunderbare Vorstellung, die uns schmunzeln lässt, dass es uns gelingen könnte, dass uns unsere (übertriebenen) Ängste einfach nur noch langweilen.

In den vergangenen Wochen waren wir uns alle entweder sehr nah oder sehr fern. Mit Kindern und Partnerinnen und Partnern in einer Wohnung, in einem Haus. Freundinnen und Freunde, liebe Verwandte unerreichbar. Das bot Konfliktstoff und gleichzeitig die Chance auf eine neue Nähe. Es gibt friedlich schlafende Säuglinge. Es gibt Achtjährige, die das optimal gestaltete Homeschooling alleine wissbegierig bewältigen, und es gibt auch Jugendliche, die ihr Zimmer aufräumen und Interessen haben, die einige Stunden ohne Computer und Smartphone zu machen sind. Es gibt Partnerinnen und Partner, die sich hilfsbereit ins Familienleben einbringen und ein Pol der Ruhe und des Ausgleichs sind. Es gibt diese Menschen, aber nicht überall. Es gab Nachbarschaftshilfe und Denunziantentum, Gutes und Schlechtes kam zutage – manchmal überraschend. In manchen Familien hat man vielleicht mal wieder gemeinsam gekocht und gegessen und ausführlich miteinander gesprochen, so dass schwelende Konflikte geklärt werden konnten und alte Themen aufgedeckt. So traten auch alte Konflikte über die Landesgrenzen hinweg wieder zutage. Ressentiments in den Grenzgebieten zwischen Deutschen und Franzosen, zwischen Österreichern und Italienern, zwischen Polen und Deutschen. Und gleichzeitig haben die Grenzbewohnerinnen und –bewohner in den letzten Tagen auch euphorisch gefeiert als die Schlagbäume wieder hochgingen. Die heutige Jugend kennt keine europäischen Grenzen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind freies Reisen gewohnt. Reisen und kultureller Austausch schaffen Verständnis für den jeweils anderen. Hoffen wir, dass menschliche Nähe da erhalten bleibt, wo sie neu wachsen konnte, dass sie sich dort wieder einstellt, wo sie verloren gegangen ist und dass sie für die Völker Europas eine Selbstverständlichkeit bleibt, wie es die junge Generation seit ihrer Geburt gewohnt ist.