Only bad news are good news – stimmt nicht!

Die Akademie der Muße stellt positive Beispiele aus der mittelständischen Wirtschaft vor

Es stimmt, dass schlechte Nachrichten, eher die Aufmerksamkeit fesseln, die Sensation, die Apokalypse faszinieren und wecken voyeuristische Instinkte.

Aber wir von der Akademie der Muße müssen weder auf Auflagenhöhe, noch auf Einschaltquote oder Klicks schauen. Wir wollen Orientierung bieten und allen Schieflagen zum Trotz, hoffnungsfroh in die Zukunft schauen. Und nicht nur wir. Es gibt etliche, insbesondere mittelständische Unternehmen in Deutschland, die sich den Krisen und Risiken bewusst sind und sich mit unterschiedlichen Maßnahmen erfolgreich der Zukunft stellen. Einige dieser Unternehmen möchten wir Ihnen in loser Folge vorstellen:

Gumpp & Maier – Lösungen aus Holz
„Holznutzung in allen Bereichen ist stets aktiver Klimaschutz“

Alexander Gumpp im Gespräch mit Gina Ahrend:

„Jedes Jahr, das wir mit Diskutieren verbringen, ist ein verlorenes Jahr.“ sagt Alexander Gumpp im Gespräch über nachhaltiges Wirtschaften und zum Thema, wie man ein Unternehmen erfolgreich in die Zukunft führt: „Die Erderwärmung geht so rasant vonstatten. Klar gab es immer wieder Kälte- und Hitzeperioden, aber nicht mit Veränderungen in diesem Tempo. Wenn wir CO2 vermeiden und somit die Erderwärmung dämpfen, wird es auf jeden Fall nicht schaden. Das Falsche tun wir auf keinen Fall. Es kann nicht gefährlich werden, wenn wir weniger CO2 in die Erdatmosphäre bringen. Also worüber diskutieren wir so lange? Wir kommen immer mehr dahin, dass man einen Lebenszyklus bewerten muss. Das verändert auch das Wirtschaften. Ich freue mich jedenfalls, dass Greta Thunberg es geschafft hat, dass sich auch die Generation unserer Kinder mit diesen Fragen auseinandersetzt.“

Alexander Gumpp hat schon vor 26 Jahren auf Nachhaltigkeit gesetzt als er ins elterliche Unternehmen, die 1931 von Leonhard Gumpp gegründete Zimmerei, eingestiegen ist. Bereits Mitte der 1990er Jahre hat Gumpp das ökologische Bauen im Unternehmen etabliert. 1999 verließ er das elterliche Unternehmen wieder, um auf der „grünen Wiese“, wie er sagt, etwas Eigenes aufzubauen. 2004 kam sein Geschäftspartner Josef Maier dazu, dessen Großvater auch bereits 1930 eine Zimmerei und Wagnerei gegründet hatte. „Ohne einen Cent Eigenkapital haben wir diesen Betrieb mit vielen Ideen und hehren Zielen im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Boden gestampft.“ so Alexander Gumpp. „Dabei gab es gute und schlechte Jahre, die Spanne zwischen Erfolg und Misserfolg bewegt sich zwischen minus fünf und plus fünf Prozent, das ist ein schmaler Grat. Aber in den schlechten Jahren lernt man am meisten!“

Gumpp & Maier ist ein inhabergeführtes Holzbauunternehmen, mit heute über hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Gebaut werden Gebäude von Einfamilienhäusern bis zu mehrgeschossigen Wohn- und Gewerbebauten, wobei es sich momentan mehr in Richtung mehrgeschossige Bauprojekte entwickelt. Ein USP von Gumpp & Maier: Sie bauen nur für Kunden, die ihre Immobilie später in Besitz halten. Also nur für Bestandshalter, denen es um den Ertrag geht, den die Immobilie in ihrer Lebensdauer erwirtschaftet, und nicht für Bauträger, für die nur die Spanne zwischen Herstellkosten und Verkaufspreis der Immobilie den Profit bringt. Das bedeutet, dass auch der Bauherr großes Interesse an Qualität und Nachhaltigkeit hat und der Fokus weniger auf der allergünstigsten Variante liegt. So komplex wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz gebaut wird, ergänzt Alexander Gumpp noch, wird nirgends auf der Welt gebaut. Wir haben hier die höchsten Qualitätsstandards. Und das sind gar nicht mal nur die energetischen, sondern auch die Komforterwartungen, die Erwartungen an die Ausstattung und insbesondere auch an den Schallschutz.

„Der Begriff Nachhaltigkeit kommt aus der Forstwirtschaft.“ erklärt Alexander Gumpp. „Vor über 300 Jahren hat Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann in Kursachsen, den Begriff geprägt. Die Circular Economy, die Kreislaufwirtschaft, entstand, nachdem deutlich wurde, was grenzenloser Raubbau anrichtet – siehe England oder Kreta und andere Gegenden. Man sollte der Erde nicht mehr nehmen als man zurückgeben kann und das bedeutet immer so viel oder mehr aufzuforsten als entnommen wird. Aus dem entnommenen bauen wir Häuser, die geringen Energiebedarf haben und aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, während des Zyklus CO2-Speicher sind und am Ende des Zyklus noch eine gute Bilanz vorweisen.“ Das Holz, das Gumpp & Maier zum Hausbau verwendet, kommt aus der Umgebung, aus Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen. Im konstruktiven Holzbau spielen generell Tropenhölzer keine Rolle. Alexander Gumpp: „Wichtig ist die vernünftige Versorgung mit Nadelhölzern. Die größte Bedrohung ist, dass der Forst mit dem Klimawandel nicht klarkommt.“

Eine entscheidende Rolle für kostensparendes, nachhaltiges und zukunftsweisendes Wirtschaften spielt die kontinuierliche Prozessoptimierung. Da setzt Alexander Gumpp auf die Digitalisierung – und nicht nur im Maschinenpark: „In naher Zukunft werden komplette digitale Planungs- und Bauprozesse zu Qualitätsverbesserung und Prozessoptimierung führen. In der konservativen Baubranche werden viele Diskussionen geführt, ob es das überhaupt braucht. Aber bis 2025 steht, so hoffe ich, die komplette digitale Planungs- und Prozesskette in unserer Firma. Erst, wenn sie wirklich komplett ist, werden wir davon optimalen Nutzen haben. Sobald es noch eine analoge Schnittstelle gibt, gibt es Informations-, Zeit- und Qualitätsverlust – und sei es durch ein PDF. Im Moment sind aber auch andere Länder noch nicht weiter, auch nicht die USA.“ Alexander Gumpp schwärmt: „Viele Beteiligte können gleichzeitig an einem dreidimensionalen Datenmodell arbeiten. Ich baue das komplette Haus im Datenmodell, einen digitalen Zwilling, und kann durch das virtuelle Haus laufen. Dieselben Informationen können alle am Entwicklungsprozess Beteiligten gleichzeitig nutzen.“

Neben höherer Produktivität und Qualität gehört auch die Reduzierung von Arbeitskosten durch die Substitution menschlicher Arbeitskraft zu den Potenzialen der Industrie 4.0. Aber Alexander Gumpp schwört auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Maschinen werden nie den guten Facharbeiter oder Entwickler ersetzen.“ meint Gumpp. „Wir können durch die Digitalisierung mit derselben Anzahl Facharbeiter mehr produzieren. Ich denke aber, dass die Digitalisierung zum Beispiel in der Dienstleistungsbranche noch mehr rasieren wird als wir uns jetzt vorstellen können. Aber Zimmerer braucht man immer! Wir brauchen sogar zunehmend den intelligenten Facharbeiter, der beurteilen kann, was am Ende eines Prozesses herauskommt, ob alles stimmt. Entscheidend ist das Zusammenspiel von Hand- und Kopfarbeitern. Oft haben Kopf- und Handarbeiter Bedenken dass sie sich vor dem anderen blamieren. Es bedeutet eine besondere Herausforderung, Teams mit den jeweils notwendigen Qualifikationen zusammenzustellen, die richtigen Leute an der richtigen Stelle zu platzieren! Der eine ist auf den jeweils anderen angewiesen. Wobei wir momentan große Probleme haben, gute Facharbeiter, insbesondere Zimmerer, zu finden. Dies ist in unserer Region aktuell eine große Herausforderung für viele Betriebe.“

Gumpp & Maier gehört im Holzbau zu den Front-end-Betrieben. Gerade auch bei Innovationen sind sie vorne mit dabei, engagieren sich in Forschungsprojekten und entwickeln mit der Technischen Universität München neue Produkte. Daher rührt auch ihr gutes Image bei den Studenten. Sie gelten als gefragter Arbeitgeber. In der Kommunikation setzt Gumpp & Maier verstärkt auf Social Media. Nicht nur um potentielle Kunden, sondern vor allem auch um neue qualifizierte Arbeitskräfte anzusprechen: „Wir müssen dahin, wo wir die Menschen erreichen. Zehn Prozent unserer Belegschaft sind Auszubildende in handwerklichen Berufen, vor allem Zimmerer. Unser Ziel ist es, wenn die Chemie stimmt – und das merkt man schnell –, diese Auszubildenden in den Betrieb zu übernehmen. Ich halte viel von langjähriger Betriebszugehörigkeit. Übrigens liegt der Frauenanteil bei Projektleitern und Konstrukteuren heute bei 30 bis 40 Prozent. Meine Tochter ist auch Zimmererin und studiert darauf aufbauend Holzbau und Projektmanagement.“

Alexander Gumpps Parolen für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Leute haltet eure Versprechen! Habt Ambitionen! Macht euren Job mit Leidenschaft!“ Dabei sollen sie das Stöckchen ruhig hochlegen, dann aber mit der Verpflichtung, auch darüber zu springen. Das lebt er seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – und auch seinen beiden Kindern – stimmig und glaubhaft vor. Wichtig ist ihm darüber hinaus, dass den Kunden gut zugehört wird: Was brauchen die Kunden, was wollen sie? Wie können die Wünsche der Kunden so umgesetzt werden, dass es wirtschaftlich und zugleich nachhaltig ist? „Unsere Kunden erwarten in jeder Hinsicht Spitzenlösungen von uns, nicht irgendeinen Durchschnitt.“ so Gumpp. Diese Grundsätze hat er in seinem Unternehmen so sehr verankert, dass er sie sogar als USP seiner Firma angibt. Er spricht von „Achtsam beobachten“, ein Begriff für eine Haltung, die ihm auch Anselm Bilgri und Dr. Nikolaus Birkl in den Seminaren der Akademie der Muße vermittelt haben.

Zum Abschluss kommt Alexander Gumpp noch einmal auf den Klimawandel und Holz als Baustoff zu sprechen: „Die Bauindustrie boomt zwar bei uns, aber wir haben generell noch nicht den Stand der Beschäftigung erreicht, den wir 1996 hatten. Gleichzeitig gilt es zu bedenken, dass 40 Prozent aller CO2 Emissionen aus dem Bauen und Rückbauen von Gebäuden kommen! Dort gilt es anzusetzen und hier ist Holz eben ein ganz besonderer Baustoff, auch im Gegensatz zu Sand, der zwar auch ein natürlicher Baustoff ist, aber immer knapper wird, da Wüstensand nicht zum Bauen der vielen Hochhäuser, zum Beispiel in den Emiraten, geeignet ist und daher von weit her angekarrt werden muss, was eine zusätzliche Umweltbelastung bedeutet und teilweise verheerende Schäden beim Abbau hervorruft. Ein Kubikmeter Holz speichert eine Tonne Kohlenstoff und so lange dieses Holz in einem Gebäude verbaut ist, speichert es den Kohlenstoff. Damit wird auch klar, welch großes Umweltproblem die Brandrodung ist, denn wenn Holz brennt, werden nicht nur große Mengen Kohlenstoff freigesetzt, sondern zusätzlich ist das Holz weg, um ihn zu binden. Aber, wenn wir vernünftig mit der Ressource Holz umgehen, entsprechend aufforsten und der Klimawandel nicht unsere Wälder ruiniert, dann ist Holz ein zukunftsträchtiger Baustoff.“ Alexander Gumpp ergänzt noch: „Erfolg bedeutet, ein Unternehmen langfristig und zukunftsorientiert zu führen.“

http://www.gumpp-maier.de/