Neuer Blick auf den Arbeitsalltag – Der Fernsehsender RTL II hat seine Führungskräfte in Muße schulen lassen

Interview mit der Personalchefin Dr. Anne Suffert

Wie kamen Sie darauf, für Ihre Führungskräfte ein Muße-Seminar anzubieten?

Wir haben jedes Jahr eine Führungskräfteveranstaltung und für dieses Mal hatte ich vorgeschlagen, dass wir uns mit dem Thema „Führen in Achtsamkeit“ beschäftigen. Wir haben alle sehr stressige Jobs, sind alle um die 40, und arbeiten viel. Deshalb halte ich es für wichtig, dass wir auch das Innehalten und die Achtsamkeit trainieren.

Auf welche Resonanz stießen Sie mit Ihrem Vorschlag?

Manche hatten schon Erfahrung mit Meditation und Achtsamkeitsübungen, einige machen Yoga. Die meisten aber gingen unerfahren aber mit Neugier in das Seminar. Skepsis gab es wenig. Ich selbst war allerdings schon etwas aufgeregt, wie das Seminar ankommen würde, es waren ja 28 Führungskräfte der ersten Ebenen inklusive unserem Geschäftsführer dabei.

Welche Erfahrungen haben Sie und Ihre Kollegen dann in dem Seminar gemacht?

Es waren sehr intensive Tage, die bei mir und ich glaube auch bei meinen Kollegen den Blick auf unsere Arbeit verändert haben: natürlich geht es immer auch um Ergebnisse, bei uns im Fernsehen vor allem um die Quote. Wesentlich aber ist, dass wir gut miteinander arbeiten und dass ich im Kollegen auch den Mitmenschen sehe. Wir haben uns mit Hilfe der Akademie der Muße mal wieder bewusst gemacht, wie wichtig der wertschätzende Umgang miteinander ist und dass sich die Mitarbeiter am Arbeitsplatz wohlfühlen. Und wir haben viel gelacht und sehr nette Abende mit den beiden Seminarleitern in dem Kloster verbracht.

Hat sich danach die Zusammenarbeit im Alltag verändert?

Jeder nimmt ja andere Impulse mit aus so einem Seminar. Ein wichtiges Thema für uns alle war aber die Fehlerkultur, hier wollen wir in jedem Fall dran bleiben. Ein anderes waren die Führungsprinzipien. Es ist schon eindrucksvoll zu sehen, dass in Klöstern vor 1000 Jahren bereits darüber nachgedacht und Ideen dafür gefunden wurden. Manche unserer Führungskräfte werden sich künftig auch am Vorbild des Abts orientieren.

Wollen Sie weiter machen mit Muße?

Die Resonanz der Kollegen war sehr gut, das haben wir in den Jahresend- und Feedback-Gesprächen gemerkt. Auch unser Geschäftsführer war sehr angetan. Wir werden den Kreis daher ausdehnen und das Seminar in diesem Jahr auch für weitere Führungsebenen anbieten. Außerdem denken wir auch über ein weiterführendes Seminar nach.

(Interview: Gerd Henghuber)