Langweilige Ängste

Kürzlich war in einem Interview mit dem britisch-schweizerischer Philosoph und Schriftsteller Alain de Botton ein beachtenswerter Satz zu lesen: „Wir müssen den Zustand erreichen, in dem uns unsere Ängste einfach nur noch langweilen.“ Ein Satz, der trefflich Stoff zum Nachdenken bietet. Eine herrliche Vorstellung, „Ängste, die langweilen“. Geht das überhaupt? Gibt es langweilige Ängste, oder sind die Ängste nicht in dem Moment nicht mehr existent, wenn sie beginnen, uns nur noch zu langweilen?

Im Gegensatz zu Muße oder Müßiggang wird Langeweile als unangenehm und unlustvoll empfunden. Langeweile ist auch Gegenstand philosophischer Betrachtung, und Martin Heidegger hat z. B. Langeweile in etwa definiert als „einem schweigenden Nebel vergleichbar, der alle Dinge in eine merkwürdige Gleichgültigkeit zusammenrücke“. Das ist interessant, denn, was uns gleichgültig ist, macht uns keine Angst. Andererseits hat Angst in wirklich gefährlichen Situationen auch eine Schutzfunktion und bewahrt uns davor, unnötig unsere Gesundheit und unser Leben aufs Spiel zu setzen. Aber in den Situationen, in denen es mehr um irrationale Ängste geht oder eine Portion Besorgnis auch ausreichend wäre, da ist es doch eine wunderbare Vorstellung, die uns schmunzeln lässt, dass es uns gelingen könnte, dass uns unsere (übertriebenen) Ängste einfach nur noch langweilen.