Faul sein dürfen

Prof. Hartmut Rosa hat in seinem Buch „Beschleunigung“ geschrieben, er glaube, dass die Entschleunigung zu der Gegenideologie des 21. Jahrhunderts werde. Die Zeichen dafür mehren sich. Immer mehr Medien nehmen sich des Themas an. Oft geht man sogar soweit und fordert Mut zum Faul sein. Und es stimmt: Wir trauen uns nicht mehr zuzugeben, nicht einmal uns selbst gegenüber, dass wir gerne mal einfach nichts planen, tun, unternehmen wollen, auch keine Freizeitaktivitäten. Einfach nur rumhängen. Aufkommende Langeweile bewusst verspüren und lernen, sie zu genießen. Sie ist nichts anderes als eine lange Weile, in der nichts geschehen muss. Man braucht ja nicht gleich so weit zu gehen wie das Magazin Brandeins und die Leser auffordern: „Macht blau!“ Es genügt schon, „nur“ die Pausen- und Freizeiten mit Nichtstun zu verbringen. Es ist ein Paradox unserer Leistungsgesellschaft: je angestrengter wir tun, machen, bosseln, desto weniger effektiv und produktiv sind wir am Ende des Tages. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Faul-sein über die Ostertage – man kann das auch Muße nennen.

Mit den besten Grüßen
Ihr
Anselm Bilgri