Der wichtigste Augenblick ist die Gegenwart
Andrea Trenner, Ordensoberin Johanniterorden, über die Tage des Innehaltens
Seit Beginn 2010 gehören die „Tage des Innehaltens“ in meine Jahresplanung, obwohl der Weg von Berlin weit ist und es reichliche Angebote auf dem Bildungsmarkt gibt. Was macht das Besondere aus, das mich in jedem September nach Südtirol fahren lässt?
Als Ordensoberin im Johanniterorden trage ich Verantwortung für viele Mitarbeiter in unterschiedlichen Gesundheitsberufen unserer Einrichtungen und befasse mich deshalb intensiv mit der Thematik der Burn-out Prophylaxe. Angehörige dieser Berufsgruppen und damit auch ich selbst zählen zu den besonders gefährdeten Menschen.
Immer dann wenn es darum geht, institutionell etwas in Gang zu setzen, ist für mich der erste Schritt, das Verständnis und Durchdringen der Thematik in der eigenen Person zu erreichen. Mit Erfahrungen aus anderen Seminaren lernte ich mit den „Tagen des Innehaltens“ ein Format kennen, das eine einzigartige Mischung anbietet: konkrete Führungsimpulse, Bergwandern in Stille und Anleitung zu spiritueller Erfahrung, Meditation und Stille. Die Einzigartigkeit ergibt sich nicht nur aus den Inhalten, sondern vor allem durch die Persönlichkeit der Referenten, die sorgfältig ausgewählte Themen aufbereiten und präsentieren.
Nikolaus Birkl, Anselm Bilgri und Georg Reider ermöglichen uns Zugänge, die uns Teilnehmer zu intensiven Gesprächen anregen und für den einen oder anderen zu innerem Aufbruch führen. Die Stabilität und Intimität der ersten Seminargruppe ermöglicht, dass Teilnehmer von ihren persönlichen Erfahrungen berichten. Nicht nur ich bin davon tief berührt.
„Achtsamkeit“ war für uns in diesem Jahr der Schlüsselbegriff, den Nikolaus Birkl besonders auf Partnerschaft und Familie bezog.
Akzeptanz ist für uns alle eine Voraussetzung, um kraftvoll unsere Führungsrolle zu gestalten. Als Oberin im protestantischen Johanniterorden bin ich verheiratet und habe als Familienfrau auf die Balance zu achten. Selbst wenn die Meditation zu meiner täglich geübten Praxis gehört, ist es eine Herausforderung, die Betriebsamkeit des Alltags zurückzulassen und Kompromisse zwischen Anforderungen und Rückzug zu finden. In dieser Übung liegt m.E. die Basis oder ein Schlüssel für Erneuerung. Die Meditation eröffnet mir inzwischen einen Raum der Stille, in dem die Alltagsprobleme keinen Zutritt haben. Das schafft für mich Freiheit und ich gewinne Kraft.
Die „Tage des Innehaltens“ waren für mich der Auftakt, mir diese inneren Räume zu erschließen, die mir durch die Übung auch im Alltag zur Verfügung stehen.