Symposion über das Thema Sinn

Ein wörtlich genommen tiefsinniges Thema hat Anselm Bilgri beim Juli-Symposion präsentiert: Sinn. Ein Thema, das viele Menschen in unterschiedlichen Phasen des Lebens unterschiedlich stark befasst und fast dreißig Teilnehmer zum Symposion animierte: neuer Rekord dieser seit Gründung der Akademie der Muße regelmäßig abgehaltenen Veranstaltung in der Tradition der antiken Symposien: Ess- und Trink-Gelagen mit Austausch über geistreiche Themen.

Beim Symposion der Akademie der Muße vorgestern in der Tiroler Stube im Conti-Reastaurant lagen die Teilnehmer zwar nicht zu Tisch, sie bestellten sich aber ein Abendessen und etwas zu trinken, bevor Anselm Bilgri in den Begriff Sinn einführte: „sinnan“ bedeute auf mittehochdeutsch reisen, gehen, streben – und genau diese Unbestimmtheit, gepaart mit dem Impuls der Bewegung, den dieses Verb in sich trage, mache die Schwierigkeit sowie den Reiz von Sinn-Findung aus: sowohl für jeden einzelnen wie auch für eine Diskussion wie diese.

Der Mensch, so Bilgri, sei das einzige Wesen, das sich selbst und sein Leben hinterfragen könnte, und genau aus dieser Kompetenz entstehe die Frage nach dessen Sinn, die die Menschen in der Geschichte höchst unterschiedlich beantwortete hätten.

Und genauso dies trat bereits in der ersten Runde ein, bei der reihum alle Teilnehmer ihren persönlichen Zugang zur Sinnfrage schilderten: einige neugierig tastend, andere recht sicher gewiss;  einige religiös begründet, andere ohne jeden Gott-Bezug. Einige als eher geistiges Streben, andere sehr materiell definiert. „Es ist der Tod, der das Leben fraglich macht, und damit die Frage nach dem Sinn aufwirft“, sagte Anselm Bilgri. Die Versuche, sich an Antworten darauf heranzutasten, füllten die kommenden Stunden, ohne dass an dieser Stelle ein Ergebnis protokolliert werden könnte.

Was aber bleibt von dem Abend ist der Eindruck, dass es für eine derartige Diskussion, über ein so tiefes persönliches Thema, noch dazu in einer Konstellation einander fremder Menschen, in unserer geschwätzigen Zeit kaum Räume gibt. Das Symposion der Akademie der Muße ist hier eine erstaunliche und wohltuende Ausnahme.

Gerd Henghuber