Mit Muße durch die Weihnachtszeit

von Anselm Bilgri

Muße ist für viele Menschen generell eine sehr schwierige Übung. Das erfahren wir immer wieder in den Tagen des Innehaltens und den Seminaren, die wir mit der Akademie der Muße in Unternehmen geben. Viele halten es für nahezu unmöglich, aus ihrem Leistungs-Modus umzuschalten in ein Nichtstun. Dabei ist genau diese Balance aus An- und Entspannung Voraussetzung für ein gelingendes Leben und dem Menschen so auch immanent. Nichtstun heißt ja nicht, dass da nichts geschieht, im Gegenteil!

Nicht ohne Grund hat der Heilige Benedikt in seiner berühmten Mönchregel den Zweiklang von Ora und Labora aufgestellt. Ora – beten – meint bei ihm das sich Abwenden vom Tun des Alltags und Hinwenden auf Gott. Das kann man auch ohne religiösen Aspekt begreifen als ein In-Sich-Hineinhören, was da ist in einem außer Aktivität. Deshalb schulen wir Führungskräfte und Teams in dieser Achtsamkeit. Sie erweitert den Blickwinkel auf ein Geschehen und macht die Führungskraft präsenter für sich selbst und ihre Umgebung.

Die Wochen vor Weihnachten sind in vielen Firmen natürlich besonders angefüllt: Projekte sollen abgeschlossen, Umsätze realisiert, Rechnungen gestellt werden. Da ist es schon ein bisschen absurd, wenn wir uns in dieser Zeit auch noch Weihnachtsfeiern aufhalsen und zwanghaft einen Gang zurückschalten wollen. Damit erzeugt man unnötigen Stress für alle Beteiligten. Als Leiter der Klosterbetriebe von Andechs habe ich unsere Weihnachtsfeiern immer in den Januar gelegt. Das ist sehr gut angekommen.

Eigentlich sind die Tage im Dezember mit ihren langen Abenden und der Kälte draußen ja ideal für Muße. Wir neigen viel weniger zu Aktivitäten außer Haus als im Sommer. Genau das kann man nutzen, man muss sich das nur einrichten. Deshalb habe ich 5 Tipps, wie selbst in der hektischen Vorweihnachtszeit Räume für Muße entstehen können:

  1. Halten Sie sich den Kalender möglichst frei, es muss nicht alles bis zum Jahresende erledigt werden. Verlegen Sie Termine, die nicht sein müssen, in den Januar; Ihre Geschäftspartner werden es Ihnen danken.
  2. Vermeiden Sie Einkäufe, im Januar sind die Geschäfte oft wunderbar leer. Verzichten Sie, wenn Sie keine kleinen Kinder haben, generell auf Weihnachtsgeschenke, und schenken Sie stattdessen Zuwendung: treffen Sie sich mit Menschen, die Ihnen wichtig sind.
  3. Gehen Sie spazieren. Schauen Sie sich die Menschen an, die Natur, Ihre Umgebung. Gehen Sie in Kirchen, setzen Sie sich hin, schließen die Augen und lassen die Stille auf sich wirken. Machen Sie die Augen erst wieder auf, wenn Sie den nächsten Schlag der Turmuhr hören.
  4. Nutzen Sie die langen Abende zuhause. Nehmen Sie sich einfach mal vom Dunkelwerden bis zum Schlafengehen ein Buch in die Hand, das Sie schon lange lesen wollten.
  5. Verreisen Sie nicht über Weihnachten und Neujahr, bleiben Sie daheim und tun bewusst – nichts. Sagen Sie Ihren Mitarbeitern, dass Sie zwischen Donnerstag, 24.12., bis Sonntag, 03.01., nicht erreichbar sind.